Vielfalt am Weg- und Straßenrand

Oft nur vom Vorbeifahren oder vielleicht von Spaziergängen auf Feldwegen kennen wir noch vereinzelt - bunt blühende Säume. Dieses „Begleitgrün“ bekommt immer mehr Bedeutung für den Naturschutz. Wo artenreiche Wildblumenwiesen verschwinden, können bunte Weg- oder Feldränder und Straßenböschungen zahllosen, oft auch gefährdeten Tier- oder Pflanzenarten Raum zum Überleben bieten. Auf den Grünstreifen finden auf Magerwiesen spezialisierte Tier- und Pflanzenarten alles, was sie brauchen. Sie bieten Wildbienen und anderen Bestäubern Nahrung und Unterschlupf. In der oft ausgeräumten Landschaft können sie Brücken und Rettungsinseln für die Vielfalt werden.

Streifen, die verbinden
Ist das „Begleitgrün“ naturnah, beherbergt es eine große Vielfalt von Pflanzen und Tieren. Diese linearen Strukturen zwischen Äckern und Feldern, an Wegen, Straßen, Schienen oder Gewässern, aber auch Verkehrsinseln eine wichtige ökologische Funktion in der Kulturlandschaft erfüllen: Sie sind Trittsteine und Wanderkorridore und dienen daher der Vernetzung flächiger, naturnaher Lebensräume. Die Grünstreifen mit ihren Böschungen und Gräben sind in der sonst intensiv genutzten Landschaft oft letzte Rückzugsgebiete für manche Pflanzen- und Tierarten. Werden sie nach ökologischen Kriterien gepflegt, tragen sie bei zur Vernetzung von Lebensräumen und sind damit von existentieller Bedeutung für unsere Ökosysteme.

 

Vielfältige Lebensraumtypen
Diese Saumbiotope sind naturnahe Übergangszonen, Brücken zwischen unterschiedlichen Biotopen. Abhängig von Lage-, Boden-, Nährstoff- und Feuchtigkeitsverhältnissen können sich in diesen Säumen unterschiedlichste Lebensräume entwickeln. Da diese Flächen normalerweise nicht gedüngt werden, fördert das den Artenreichtum ungemein. Auf flächigen und naturnahen Weg- und Straßenrändern wurden fast 1.000 Pflanzenarten erhoben, die ihrerseits wieder Nahrung und Unterschlupf für mehr als 1.000 Tierarten darstellen. Auch Pflanzenraritäten wie Orchideen und einige seltene Schmetterlingsarten sind immer wieder an Straßen- und Wegrändern zu finden.

Ausgeräumte Landschaft
Flurbereinigung, Ausräumung der Landschaft und Zusammenlegung von Felder tragen signifikant und global zur Aussterbekrise bei, da die Landschaftsstrukturen zur Biotopvernetzung fehlen. Dadurch sind unzählige ökologisch bedeutsame Säume verloren gegangen, die als Biotopverbundlinien und auch für den Erosionsschutz unverzichtbar sind

Naturnahe Pfleg entscheidend
Die in der heutigen Praxis üblichen Maßnahmen wie Mulchen, Schlegeln, Schreddern und Häckseln führen zu einem völlig unnötigen Verlust an Insekten- und Pflanzenvielfalt im ganz großen Maßstab. Immer häufiger wird das Schnittgut nach dem Mähen abgesaugt, abei werden auch Insekten, Kleintiere und Samenkörner eingesogen.

Durch das häufige Mähen und oft zu frühe Mähen bzw. Mulchen können die Pflanzen nicht mehr aussamen, dort lebende Insekten werden getötet oder verlieren ihren Lebensraum. Etliche Wildblumen- und Pflanzenarten ersticken und keimen nicht unter dem Mulch, Überdüngung ist die Folge. Viele Wildpflanzen sind jedoch auf magere Böden angewiesen und mit ihnen verschwinden die von ihnen abhängenden Insekten.

Entscheidend für die Pflege von Wegrändern ist:

  • Wildpflanzen müssen sich zur Samenreife entwickeln können.
  • Eine naturverträgliche Mahd sollte ein- bis zweimal jährlich nach der Samenreife erfolgen.
  • Das Schnittgut muss unbedingt abtransportiert werden.

Mit dieser Methode der Aushagerung werden gebietsheimische Arten am Besten gefördert!

Extensiv und natürlich ohne Gift
Die intensive Bewirtschaftung der angrenzenden Flächen führt zu geringeren Breiten und schmälert dadurch auch den ökologischen Wert der Randstreifen. Einträge von Stickstoff, das Abdriften von Spritzmitteln, die Aufgabe der traditionellen Pflege durch Mahd oder Beweidung zugunsten von Mulchen oder Häckseln führen zu einer Verarmung der Standorte. Herbizide und Insektizide sind Umweltgifte und bei der Pflege von Dämmen, Straßenrändern und Säumen fehl am Platz.

Für Mensch und Tier.
Straßenränder, Feld- und Waldwege sowie Ackerraine können nicht nur wichtige Strukturen zur Biotopvernetzung in der Landschaft darstellen. Sie sind auch für die Aufwertung einer monotonen Landschaft immens wichtig. Blühende Säume verschönern vom Frühjahr bis in den Herbst das Landschaftsbild und können unentgeltlich zu einem erhöhten Naturerlebnis und -genuss beitragen. Insekten, die durch die Blütenvielfalt angelockt werden, übernehmen auch die wichtige Bestäubung, die den Ernteertrag der Landwirtschaft steigert. Bunt blühende Böschungen, Weg- und Straßenränder erfreuen also nicht nur Mensch und Tier, sondern nützen auch der Landwirtschaft und dem Naturhaushalt.

      Blühende Vielfalt am Wegesrand - Praxisleitfaden für artenreiche Weg- und Feldraine
      (LA für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW)

      Praxisleitfaden zur Etablierung und Aufwertung von Säumen und Feldrainen
      (Kirmer_etal_2019, Offenlandinfo)

      Handbuch Naturnahe Pflege von Begleitgrün
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